Die einen kennen mich vor allem als Landwirt Patrik Wägeli. Andere vor allem als Marathonläufer Fastest Farmer. Zwei Identitäten? Zwei Leidenschaften! Wie ich zum Laufen kam, wie ich Training und Hofarbeiten unter einen Hut bringe und was mir für eine Olympia-Teilnahme 2020 in Tokio noch fehlt, erzähle ich dir in meinem Post.
Manche Leute wundern sich, wie ich als Bauer zum Marathonlaufen gekommen bin. In den Köpfen der Leute wäre Hornussen wohl naheliegender. Sowohl mein Beruf als auch mein Hobby wurden mir gewissermassen in die Wiege gelegt: Aufgewachsen auf dem elterlichen Hof in Nussbaumen TG, war für mich eigentlich immer klar, dass ich diesen einmal übernehmen möchte, sprich, dass ich Bauer werde. Inzwischen bin ich Meisterlandwirt und übe meinen Beruf sehr gerne aus.
Was das Hobby betrifft: Mein Vater war begeisterter OL-Läufer und hat mich im Alter von 11 Jahren das erste Mal an einen Wettkampf mitgenommen. Seitdem laufe ich - erst mit Karte und Kompass durch den Wald und seit 2015 Marathon.
Unser Bauernhof
Zusammen mit meinem Vater Thomas und meiner Mutter Susanne kümmere ich mich um unseren Betrieb. Dabei helfen uns ein Lehrling sowie während der Erntezeit weitere Hilfskräfte.
Wir bewirtschaften den Betrieb nach den IP-Suisse-Richtlinien. Das bedeutet unter anderem, dass wir gentechfrei und weitgehend ohne den Einsatz von Pestiziden arbeiten und dass wir ein besonderes Augenmerk auf das Tierwohl legen. Auf 45 Hektaren wachsen Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Raps, Sonnenblumen, Weizen, Gerste und Tabak. Dazu kommen einige Apfelbäume.
«Meine Kühe fühlen sich wohl: Sie sind entspannt, freundlich, neugierig, fressen gut und verstehen sich untereinander.»
Wir halten rund 25 Milchkühe zusammen mit Stier Sadi sowie einige Mastkälber. Sadi versteht sich hervorragend mit seinen Damen. Das sieht man zum Beispiel daran, dass die Tiere gemütlich beisammen auf der Weide stehen und sich ab und zu gegenseitig das Fell ablecken. Der Laufstall erfüllt die Richtlinien des Tierwohl-Programms BTS (Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme). Unsere Kühe entscheiden somit selber, wann sie fressen und wann und wo sie liegen möchten. Ausserdem nehmen wir am RAUS-Programm teil. Unsere Kühe sind täglich draussen. Meist auf der Weide oder, falls diese nach Regenwetter zu sumpfig ist, auf dem Laufhof. Uns ist die Zufriedenheit der Tiere sehr wichtig, und ich finde, man sieht ihnen auch an, dass sie sich hier wohlfühlen. Sie sind entspannt, freundlich, neugierig, fressen gut und verstehen sich untereinander sowie mit Stier Sadi hervorragend. Etwas entfernt vom Hauptgebäude, an einem anderen Standort, versorgen wir noch sechs Pensionspferde. Auch wenn ich sehr sportlich bin: Geritten bin ich tatsächlich noch nie.
Wieso um Himmels Willen Marathon?
Diese Frage wird mir ab und zu gestellt. Bei den meisten schwingt dann in der Stimme ein ganz bestimmter Unterton zwischen Bewunderung und Unverständnis mit. Beim OL bin ich irgendwie automatisch gelandet, und der Sport hat mir auch immer Spass gemacht. Ich war auch recht schnell recht gut: Mit 12 lief ich meinen ersten OL alleine. Mit 14 war ich zum ersten Mal Schweizer Meister (Kategorie Herren 14). Mit 18 bis 20 war ich im Junioren-Kader und nahm an internationalen Wettkämpfen teil, so zum Beispiel 2011 an der WM in Polen. Das Trainieren in verschiedenen Geländen führt dazu, dass man viel unterwegs ist, oft auch ins Ausland. Im OL absolviert man in der Saison mindestens jedes zweite Wochenende ein bis zwei Wettkämpfe. Das wurde mir irgendwann zu zeitintensiv, und so wechselte ich zum Langstreckenlauf. Hierfür kann ich in der Region trainieren. In 10 Minuten habe ich mich umgezogen, die Laufschuhe an den Füssen, und los gehts. Ausserdem nehme ich nur noch an zwei bis drei Grossanlässen pro Jahr teil. Das Laufen lässt sich somit recht gut mit den Arbeiten auf dem Hof unter einen Hut bringen.
Mein Tagesablauf
Natürlich variiert mein Tagesablauf je nachdem, welche Arbeiten auf dem Hof anfallen, in welcher Trainingsphase ich mich befinde und wie viele Helfer wir gerade haben. Ein typischer Tag sähe aber in etwa so aus:
Ein Ziel vor Augen haben
Man soll sich im Leben realistische, gleichzeitig nicht zu bescheidene und somit motivierende Ziele setzen. Das gilt nicht nur für den Sport, sondern auch für viele andere Lebensbereiche. Mein Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio. Das ist durchaus realistisch, nicht gerade bescheiden und extrem motivierend. Meine aktuelle Marathon-Bestzeit beläuft sich auf 2h 17m 02s. Für die Spiele muss ich mich noch um etwa 3 Minuten verbessern. Das klingt nach wenig, im Marathon ist aber jede Minute hart erkämpft. Um dieses Ziel zu erreichen, sind ein gut durchdachter Trainingsplan, ein dem Sport angepasstes Umfeld, die Unterstützung und das Verständnis der Familie und Freunde sowie viel Durchhaltewillen unerlässlich.
In meinem nächsten Blogpost erzähle ich euch, wie ich in den verschiedenen Trainingsphasen trainiere und wie ich mich ernähre.
Mehr über meine sportlichen Aktivitäten findest du hier.
Du bist stark! Ich drück dir fest die Daumen! Als alleinerziehende Mama und leidenschaftliche Läuferin weiss ich, dass zwei Rollen ganz schön herausfordernd sind! Aber es dient als hervorragender Ausgleich auf beide Seiten...
Toi toi toi!
Annina (fitsinglemom.ch)
Liebe Annina,
Merci für die motivierenden Worte! Du hast absolut recht: Einerseits ist es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen, andererseits ist das Laufen ein perfekter Ausgleich. Ich wünsche auch dir weiterhin viel Freude und Erfolg im Laufsport, wie auch sonst im Leben.
Patrik
So cooler Typ !!
Hoi Helga,
Danke für das Kompliment! :)
Patrik
zufälligerweise bin ich auf deine Seite gekommen. das finde ich super machst du den Marahonlauf und hast sogar Olympia 2020 im Kopf - immer schön weiter trainieren - und du erreichst das was du willst machen! Neben dem harten Alltag der Bauern machst du das noch - aber ich finde, das lüftet doch auch den Kopf
Liebe Silvia
Genau, ich mag die Herausforderung, die Balance zwischen Job und Training zu finden. Gleichzeitig ist es immer wieder schön, bei einem lockeren Training abzuschalten und in Gedanken zu schwelgen.
Hezliche Grüsse, Patrik