Im Gemüseanbau ist jetzt Jät-Saison. Wer Unkraut nicht chemisch vertilgen will, muss es auszupfen. Bauer Stefan Brunner hat für die unbeliebte Arbeit eine Superlösung parat. Mit seinem Jät-Ferrari ist Unkrautzupfen effizient und macht Spass. Ein Selbsttest.
Technische Innovationen erobern die Bauernhöfe. Immer grössere und komplexere Maschinen werden für das Melken, die Fütterung der Tiere und das Misten eingesetzt. Aber geht Innovation auf dem Bauernhof auch einfacher und eine Nummer kleiner? Ich habe mich auf die Suche gemacht - und Stefan Brunner, Besitzer des Brunner Eichhofs in Spins/Aarberg, gefunden. 2013 erfand er den Jät-Ferrari. Die Idee hatte er während eines abendlichen Spazierganges entlang seiner Karottenfelder. „Ich überlegte mir, dass Jäten im Liegen viel angenehmer und effizienter sein könnte.“
Eine Skizze an der Hauswand und einige Stunden in der hauseigenen Werkstatt führten zum Ur-Ferrari, der aus alten Fahrradrädern und einer Bürostuhllehne bestand. Der Prototyp wurde von einem Hilfsarbeiter getestet. „Er war begeistert. Und weil er damit so schnell war, taufte er das Konstrukt Jät-Ferrari“, erklärt Brunner die Herkunft des Namens. Seit dem Ur-Ferrari hat sich einiges getan: Auf Brunners Hof sind 40 Jät-Ferraris im Einsatz, gerade wurde eine Serienproduktion von 100 Stück beendet. Die nächsten 100 sind schon bestellt.
Jäten als grösste Herausforderung
Für wen sind die Gefährte konzipiert? Brunner sieht den grössten Nutzen für landwirtschaftliche Betriebe, insbesondere Bio-Produzenten. „Ein Karottenfeld muss pro Jahr 300 bis 400 Stunden gejätet werden - die aufwendigste Aufgabe für Bio-Produzenten. Mit über 50 Hilfsarbeiter auf dem Hof ist das kein Problem, doch für andere Bauern bedeutet das viel Aufwand. Deswegen hat er als Nebenverdienst auch noch die schweizweit einzigartige "Lohnjäterei" aufgebaut. Dafür verleiht er seine Jät-Ferraris samt Personal an andere Bauern - in der Jät-Hochsaison sind das rund 25 Kunden pro Woche.
«Ein Karottenfeld muss pro Jahr 300 bis 400 Stunden gejätet werden - die aufwendigste Aufgabe für Bio-Produzenten.»
Stefan Brunner
Der Jät-Ferrari im Selbsttest
Nachdem mir Stefan Brunner voller Begeisterung von seinem Jät-Ferrari erzählt hat, will ich es selbst wissen. Schaffe ich es, den Jät-Ferrari übers Feld zu steuern? Transportieren und zusammenstecken ist kein Problem, in einer Minute ist das Gerät zusammengebaut. Dann geht es los. Das Gefährt ist bequem und mit allen Gadgets ausgestattet, die das Jäter-Herz begehrt,sprich: mit Sonnenschirm und Getränkehalter. Und es hat auch Platz für eine Werkzeugkiste. Nach anfänglichen Koordinationsschwierigkeiten rase ich über das Feld und zupfe die grünen Teufel aus. Test bestanden - ich und der Jät-Ferrari!
Der Jät-Ferrari ist nicht die einzige Innovation Brunners. Er hat bereits eine App konzipiert (Bionär) und organisiert Gourmet-Essen mit Spitzenköchen auf seinem Hof. Für mich zeigt der vierfache Familienvater auf wunderbare Weise, wie simpel und gleichzeitig effektiv Innovationen auf dem Bauernhof sein können. Dazu braucht es etwas Kreativität und Mut, Neues auszuprobieren. Während ich diesen Artikel schreibe, sitze ich übrigens auf dem Jät-Ferrari. Denn der ist nicht nur zum Jäten gut, sondern auch eine bequeme Sitzgelegenheit und ein beliebtes Spielzeug…