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Seit Juni sind unsere Kühe und die Kälber in Leysin auf der Alp. Es ist das erste Mal, dass unsere Tiere den Sommer auf der Alp verbringen. Bis im September verweilen sie im Waadtland auf über 2000 Meter über Meer. Wir haben im Vorfeld Begleitdokumente erstellt und einen Tiertransporter bestellt. Natürlich waren wir sehr gespannt, wie gut das Verladen und das Angewöhnen an die anderen Tiere laufen werden. Ausserdem haben wir einigen Kühen Kuhschellen umgehängt, damit der Alphirt sie anhand des Gebimmels auf dem weiten Gelände orten kann. Guinness und Sahara, unsere jüngsten Kälber, fanden die Schellen besonders interessant und haben sie ausgiebig beschnuppert. Jeden Tag besucht der Alphirt nun die Herde und schaut, ob die Tiere vollzählig und gesund sind. Da auch junge, unerfahrene Kälber dabei sind, ist dies umso wichtiger.

Sömmerung für die Fitness

Wenn Nutztiere im Sommer auf der Alp weiden, nennt man das Sömmerung. Die Sömmerung beginnt mit dem Alpaufzug und endet mit dem Alpabzug. Der Aufenthalt auf der Alp hat grundsätzlich einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Tiere. Die freie Bewegung, die frische Luft und das Umgehen der Sommerhitze fördern die Fitness und Robustheit der Tiere. Die Futtersuche im steilen Gelände und auf ungewohnter Höhe führt zu mehr Bewegung, wofür die Tiere aber auch mehr Energie verbrauchen. Durch das kargere Futterangebot werden die Mutterkühe weniger Milch für ihre Kälber produzieren können. Deshalb wachsen unsere Kälber während der Alpung weniger schnell als hier auf dem Heimbetrieb. Doch sobald sie von der Alp zurück sind und auf unseren saftigen Herbstweiden grasen können, werden sie das verminderte Wachstum kompensieren und überdurchschnittlich schnell zu Rindern heranwachsen. Dieses Phänomen wird auch kompensatorisches Wachstum genannt.

Gut vorbereitet ist halb geschafft

Bis die Tiere auf der Alp sind, mussten einige Vorbereitungen getroffen werden. Die Klauen der Mutterkühe wurden geschnitten, damit sie auf den steilen Alpweiden auch gut zu Fuss sind. Dem Alphirten übergaben wir eine Tierliste mit allgemeinen Informationen zu Alter, Ohrmarkennummer und Geschlecht. Anhand dieser sieht er auch, welches Kalb zu welcher Kuh gehört. Auch der Zyklus der Kühe sollte mit der Alpungsperiode abgestimmt sein, damit auf der Alp keine Kälber geboren werden. Wir möchten, dass die Kühe bei uns zu Hause ihre Kälber gebären, damit wir den Geburtsverlauf überwachen und den Kontakt zu den Kälber direkt nach der Geburt aufbauen können. Da einige der Mutterkühe dieses Jahr während der Alpungsperiode abkalben, bleiben diese Tiere und ihre Kälber bei uns auf dem Talbetrieb. Ab nächstem Jahr wird die ganze Herde den Sommer auf der Alp verbringen. Denn unsere Kühe gebären ihre Kälber in Zukunft saisonal während den Monaten Januar bis März. Dafür hat der Stier Roman gesorgt, welcher in den letzten Wochen bei uns auf dem Hof zu Besuch war. Ein Lieber Kerl, der sich mit den Kühen bestens vertragen hat.

Mehr Vielfalt auf dem Acker

Die Sömmerung hat nicht nur für unsere Tiere Vorteile. Wenn Stall- und Weidarbeiten im Sommer wegfallen, können wir uns auf anderes konzentrieren. Die freiwerdenden Weideflächen möchten wir teilweise in die Fruchtfolge integrieren und die Kulturenvielfalt ausdehnen, indem wir Ackerkulturen wie Weizen oder Mischkulturen von Gerste und Proteinerbsen anbauen. Zudem versuchen wir uns im Rebbau. Anfangs Juni haben wir 40 Rebstöcke gepflanzt und hoffen, in ein paar Jahren einen hauseigenen Wein geniessen zu können. Weil nicht mehr alle Weideflächen genutzt werden, können wir diese zwischendurch auch mähen, was den Ertrag steigert und wertvolle Gräser fördert. So, dass das saftige Gras auf den Weiden bereit ist, wenn die Herde im September von der Alp heimkehrt.

Biodiversität dank Sömmerung

Die Sömmerung bedeutet für uns Tradition und die Offenhaltung von Kulturland. Rund ein Achtel der Schweizer Landesfläche besteht aus Alpweiden, welche regelmässig beweidet werden müssen. Bergbetriebe bewirtschaften und pflegen die ausgedehnten Sömmerungsweiden und verhindern dadurch, dass die Alpweiden durch Wald oder Büsche überwuchert werden. Die Vielfalt der Arten (Biodiversität) wird aufrechterhalten, denn im Wald gedeihen deutlich weniger Pflanzenarten als auf Alpweiden. Im Durschnitt findet man pro zehn Quadratmeter 42 Pflanzenarten, wenn man beim Wandern die Alpweiden bestaunt (Biodiversitätsmonitoring Schweiz). Ausserdem liegen die meisten geschützten Moore und Trockenwiesen im Sömmerungsgebiet. Diese beherbergen eine Vielzahl von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wie der Enzianbläuling, ein seltener Schmetterling oder das Gefleckte Knabenkraut, eine bemerkenswerte Orchideenart. Diese Lebensräume gelten als eigentliche Hotspots für die Biodiversität. Alpweiden weisen die höchsten Artenzahlen aller Landschaften der Schweiz auf und sind deshalb für die Biodiversität essentiell. Diese Arten beim Wandern zu bestaunen und dazwischen unseren Kühen beim Grasen zuzuschauen, freut mich besonders. Wenn immer möglich, sind wir darum in den Bergen auf einer Wanderung.

Übrigens: Falls du bei einer Wanderung einmal durch eine Kuhherde gehen musst, ist Vorsicht geboten – vor allem, wenn Kälber dabei sind. Informiere dich vor deiner nächsten Wanderung hier.

Ritanna S.
18. Sep 2018
Dank unseren Landschaftsgärtnern

Dieser intensive und vielfältige Beitrag über unsere Schweizer Kühe, Kuhweiden, Sömmerung und die genaue Beschreibung der Futtergewinnung ist ein wertvoller Beitrag für uns als nicht Bauern. Ich hoffe, dieser Beitrag erhöhe die Wertschätzung unserer Milch-Landwirte und eröffne das Wissen über die Beschaffenheit unserer Sömmerungsgebiete und der Beschaffenheit im Winter, wenn wir mit den Skiern, Snowboardern darüber hinweg flitzen und deshalb keine Picknick Abfälle oder anderes auf den Wiesen, im Gras an den Halden liegen lassen. Ich danke den Landbewahrern und freue mich auf Rohmilchkäse von Kühen, Geissen und Schafen.

StadtLand-Redaktion

Hoi Ritanna
Danke für deinen wertschätzenden Kommentar. Mit unserem Blog wollen wir genau das erreichen - die Leute teilhaben lassen an den Freuden und Herausforderungen, die wir als Landwirte/innen in unserem Alltag erleben. Wir wollen eine Brücke bauen zwischen Stadt und Land und deinem Kommentar kann ich entnehmen, dass wir auf gutem Weg sind.  :-)
Liebe Grüsse, Fanny

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