Schon über zehn Jahre kümmere ich mich um die Schweine auf dem Wiggerhof in Altishofen. Langweilig wurde es noch nie, denn Schweine sind anspruchsvolle Tiere. Besonders die Ferkel brauchen viel Aufmerksamkeit. Warum, erkläre ich dir in diesem Blogbeitrag.
Mein Name ist Susanne Betscher und ich führe einen grossen Betrieb mit Schweinezucht und -mast im Luzerner Hinterland. In meinem Stall leben 100 Zuchtschweine. Nebst der künstlichen Besamung sind zwei Eber dafür zuständig, dass die Sauen trächtig werden. Es dauert knapp vier Monate, bis eine Sau etwa zwölf Ferkel zur Welt bringt. Zweimal jährlich haben meine Sauen Nachwuchs. Pro Jahr sind das auf etwa 2'500 Ferkel. Wenn die Kleinen drei Wochen alt sind, impfe ich sie gegen Viruskrankheiten. Die Anfangsphase ist heikel: Ich muss die Tiere gut beobachten, weil sich meist ein oder zwei Ferkel schlechter entwickeln als der Rest.
Schweine helfen mit gegen Food Waste.
Die Kleinen bleiben ungefähr vier Wochen bei ihrer Mutter. Dann werden sie getrennt und an festes Futter gewöhnt. Schweine leben am liebsten in Gruppen mit anderen Gleichaltrigen, weil sie sich dann austoben können. Den Ferkeln füttere ich eine Mischung aus Getreide, eine Eiweiss-Komponente wie Soja oder Überreste der Rapsölproduktion sowie eine Rohfaser-Komponente wie Weizenkleie. Je nachdem, von welchem Schweizer Getreide gerade viel vorhanden ist, setzt sich das Futter anders zusammen.
Da der Hof ganz in der Nähe des Produktionsbetriebs von Emmi liegt, bringt die Grossmolkerei regelmässig Schotte auf meinen Hof, die bei der Mozzarella-Produktion anfällt. Schotte oder Molke ist die wässrige grünlich-gelbe Restflüssigkeit, die bei der Käseherstellung entsteht. Schweine mögen ihr Futter am liebsten in einer breiartigen Konsistenz, deshalb mische ich das Futtermehl mit Flüssigkeit. Die Schotte bietet dabei eine nährstoffreiche Alternative zum Wasser, da sie Vitamine, Mineralstoffe und Milchzucker enthält.
Nachhaltiges Futter
Ergänzend werden auch Futtermittel importiert. Damit dieses genügend Eiweiss enthält, ist meist Soja beigemischt. In der Schweiz haben wir davon nur sehr wenig. Die Futtermühle, von der ich die Futtermischung beziehe, legt Wert darauf, nur Soja aus dem Soja Netzwerk Schweiz zu beziehen. Das Netzwerk überprüft die Nachhaltigkeit laufend und stellt sicher, dass das Soja, das in die Schweiz gelangt, verantwortungsbewusst angebaut und entsprechend zertifiziert ist.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Die Fütterung passe ich laufend an die Bedürfnisse der Mastschweine an. Wenn nämlich nur so viel Protein gefüttert wird, wie die Schweine auch aufnehmen können, landet weniger Protein in Form von Ammoniak in der Gülle. So schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Weniger Soja aus dem Ausland wird gebraucht und somit werden weniger Ammoniak-Emissionen ausgestossen. Denn wenn Ammoniak via Gülle auf die Böden gelangt, wandelt es sich zu Lachgas um und trägt zum Klimawandel bei.
Schweine sind sensible Tiere
Überhaupt ist die Fütterung unserer Schweine ein wichtiges Thema, dem ich viel Beachtung schenke. Schweine reagieren im Gegensatz zu Kühen nämlich äusserst sensibel auf Pilzspuren im Futter, sogenannte Mykotoxine. Dem Getreide sieht man diese nicht an. Deshalb untersucht die Mühle das Futter regelmässig auf Pilzspuren. Nebst dem Futter können Mykotoxine aber auch durch belastetes Stroh in den Schweinestall gelangen. Ich merke das oft leider erst wenn die Schweine bereits mit Gesundheitsproblemen kämpfen. Ihr Immunsystem ist nicht sehr robust. Darum ist es umso wichtiger, dass wir gut achtgeben, was in unseren Schweinestall reinkommt.
Ein Tag im Schweinestall
Wenn ich morgens um halb sieben in den Stall komme, schaue ich zuerst, wie es meinen Tieren geht. Die Fütterung der Schweine läuft automatisch ab, ich kontrolliere aber, ob sie gefressen haben und mache gemeinsam mit meinem Mitarbeiter den Stall sauber. Dann verrichte ich alle anderen Arbeiten, die im Dreiwochenrhythmus anfallen. Besamen, Abferkeln, Impfen und dazwischen immer wieder Zügeln – im Schweinestall gibt es stets genügend zu tun. Am Nachmittag nehme ich mir Zeit für Organisatorisches, beispielsweise für die Bestellung des Futters oder für Arbeiten auf den Kartoffelfeldern.
Ich mag meinen Job, bin gerne viel auf den Beinen. Wenn du möchtest, darfst du dir selber ein Bild von der Schweineproduktion machen und uns auf dem Hof besuchen. Oder du schaust dir mein Video an.
Bildnachweis:
Header: landwirtschaft.ch, Mario Böhni