Warum eigentlich nicht? Wer Tee und Käse kombiniert, wagt etwas Neues, Gaumenkitzel inklusive. Lies hier über meine Selbstversuche und hole dir 7 gute Gründe, um es auch mal mit Tee und Käse im Foodpairing zu versuchen.
Sie mussten einander finden, aber Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Rückblickend ist klar, warum Tee und Käse so lange brauchten, um einander näherzukommen: Über Jahrtausende hinweg entwickelte das Morgenland eine raffinierte Teekultur, während im Abendland eine ausgefeilte Käsetradition entstand. Das geschah unabhängig voneinander und entwickelte sich nach bester Slow-Food-Manier in zwei weit voneinander entfernten Kulturkreisen.
Dann wurde die Welt ein globales Dorf, Ost und West trafen sich immer öfter. Plötzlich eroberte Ende der 90er-Jahre der Grüntee unsere Breitengrade. Ganz hip, als ob er neu erfunden worden wäre, hielt er in den Trendlokalen Einzug (unser Käse merkte davon allerdings noch nichts). So allmählich dämmerte es uns hier, dass noch weitere Tee-Arten aus Fernost eine grosse Geschmacksvielfalt zu bieten haben. Tee ist ein vielseitiges Getränk, von der Sensorik her sehr spannend. Er steht dem Wein an Komplexität und Facettenreichtum in nichts nach. Darum kann er, ähnlich wie Wein, ein idealer Begleiter von Käse sein.
«Tee kann ähnlich wie Wein ein idealer Begleiter von Käse sein. Er steht dem Wein an Facettenreichtum in nichts nach.»
Selbstverständlich habe auch ich schon zum Fondue oder Raclette einen Schwarztee getrunken. Ich tat es lediglich, um ein Völlegefühl zu verhindern oder weil ich wegen des Autofahrens auf Alkohol verzichten musste. Ich kombinierte Tee und Käse bislang nur als Mittel zum Zweck.
Nun habe ich gehört, dass Tee noch zu viel mehr zu gebrauchen wäre. Kann die "Tee&Käse-Kombi" ihr Versprechen von neuartigen Gaumenfreuden wirklich einhalten!? Ich setze auf Selbstversuche:
Selbstversuch Nr. 1: Tomme vaudoise & weisser Tee
Zum Zvieri setze ich mir einen leicht erwärmten, cremigen Tomme vor und giesse edlen, weissen Tee aus China auf. Der Käse schmeckt so mild, wie der Tee sanft ist. Die beiden gehen rücksichtsvoll aufeinander zu, bedrängen sich nicht. Eine nette Kombination für harmoniebedürftige Geniesser, aber auch etwas langweilig. In all der Freundlichkeit auf meinem Gaumen fehlt mir der Pep. Voilà: Es reicht dafür ein Löffelchen Himbeer-Konfitüre! Die süsse Säure passt perfekt dazu und macht "Tomme & Tee" für mich zu einem Traumpaar.
Selbstversuch Nr. 2: Raclette Suisse & Earl Grey
Ich kombiniere den geschmolzenen Käse nicht wie bisher achtlos mit irgendeinem Schwarztee. Nein, ich setze auf die fruchtige Frische eines Earl Grey. Passend wäre auch ein leichter "First Flush"-Darjeeling, denn man sollte den kräftigen Geschmack des Raclettes nicht der Konkurrenz eines starken Tees aussetzen, so hat mir das Mark Drenhaus vom Länggass-Tee-Laden in Bern erklärt. Mein lauwarmer Earl Grey wirkt wohltuend im Magen und harmoniert mit dem Käse. Im Vergleich zum Weisswein ist der Tee besänftigend, zurückhaltend. Kalter, spritziger Wein hat etwas Aggressives: Er lässt den Käse im Magen verklumpen und kann mir auch sauer aufstossen.
Selbstversuch Nr. 3: Emmentaler AOP & Pu-Erh-Tee
Dazu hole ich mir einen einjährig gereiften Weltmeister-Emmentaler AOP, der in meiner Gemeinde produziert wird, und suche mehrere Provinzläden ab, bis ich endlich Pu-Erh-Tee ergattern kann. "Zum Abnehmen?" fragt die Verkäuferin. "Nein, für ein Käse-Experiment", antworte ich. Aber dass man dank Pu Erh auch Fett verbrennen kann, klingt vielversprechend: Demnach kann ich ja umso mehr Käse geniessen! Puuah! Der Pu Erh riecht deftig, erdig, beinahe moderig. Zusammen mit dem ebenso erdigen Schweizer Emmentaler AOP funktioniert das aber erstaunlich gut. Da finden sich zwei starke Geschmäcker. Ich versuche es auch noch mit einem milden Tomme. Auch das überzeugt, weil herb und mild ebenso harmonieren können.
Man kann unendlich weiter testen. Es gilt "learning by doing". Versuch es einfach mal und berichte mir davon! Kombiniere zum Beispiel japanischen Grüntee mit einem sechs Monate gereiften Vacherin fribourgeois AOP aus Rohmilch (beide stimulieren stark die Geschmacksqualität "Umami"). Geniesse leicht-herben Oolong-Tee mit Schweizer Weichkäse oder teste mal einen Sbrinz AOP mit Ceylon-Tee. Schau, wie die feine herbe Note (etwa eines Oolong-Tees) oder der florale Touch (eines Darjeelings) auf deinen Schweizer Lieblingskäse reagiert.
Gibt es noch Zweifel? Anbei ...
... 7 gute Gründe für die "Tee & Käse"-Kombination:
Beachte dabei diese Dos und Don’ts:
Welche Käse-und-Tee-Kombinationen hast du schon ausprobiert? Erzähle mir in der Kommentarspalte davon!
In perfekter Harmonie: Es gibt noch mehr tolle Käse-Begleiter.
Heisser Tipp für alle Tee-Fans: Länggasstee in Bern
Echt schweizerisch würdest du sagen ja Käse und Tee vielleicht aber das "Wort" Foodpairing auch echt schweizerisch ???? versucht doch die Schweiz nicht zu vertampen.
Gruss m.suter
Lieber M. Suter, ja, schweizerisch ist das Wort nicht. Foodpairing ist indes ein kulinarischer Trend, der seinen Ursprung nicht in der Schweiz hat. Viele Leute suchen nach kulinarischen Ideen. Wir möchten, dass sie bei uns finden, was sie suchen. Lass dich vom englischen Begriff nicht abhalten, spannende neue Gaumenfreuden kennen lernen. In diesem Sinne, wünsche ich gutschweizerisch: En Guäte!
In unserer Kultur trinkt man schon seit immer Schwarztee und dazu gibts immer salziges, nicht selten werden den Besuchern auch Käseplatten serviert. Und zum Frühstück: Schwarztee und Feta- oder Ziegenkäse.. mhh